N O R B E R T   F I S C H E R


Mongibello


Da mich die Berichte vom Ätna schon als Kind fesselten ist es durchaus verständlich, dass ich diesen Berg später mehrfach besuchte, um von vielen Seiten seine Tätigkeit zu beobachteten.

Selbst Goethe besuchte den Vulkan während seiner Italienreise im Mai 1787 und beschrieb seine Eindrücke mit grosser Bewunderung.


                       


Der Ätna ist Europas höchster Vulkan, und mit einer Fläche von ca. 1200 Quadratkilometern eigentlich schon ein Gebirgsmassiv. Er ist etwa 3330m hoch und legt bei seinen Gipfelausbrüchen aus einem seiner aktiven Krater immer wieder mal einige Meter zu. Seine Flanken sind in allen Himmelsrichtungen mit mehr als 270 Parasitärkratern, wie Pickel aus den unterschiedlichsten Ausbruchsphasen, übersät. Mit einem Umfang von etwa 200km ist der Ätna ein mächtiger Schichtvulkan, aufgebaut aus wechselndem Material von vielen erstarrten Lavaströmen, ausgeworfenen Schlacken und Unmengen von Aschen. Als einer der weltweit aktivsten Vulkane stösst er regelmäßig aus seinen Gipfelschloten, je nach Magmastand Dampfwolken, Lavafetzen oder Asche aus. Alle paar Jahre kommt es jedoch zu grösseren Ausbrüchen mit gewaltigen Lavaströmen, die häufig bis zu den bewohnten Gebieten hinab fliessen und dann auch Ortschaften und Kulturlandschaften bedrohen.

Meist sind dies Flankenausbrüche, bei denen nach mehreren Erdbebenwellen eine Spalte unterhalb der Gipfelregion aufreißt. In dieser „Explosiven Phase“ werden glühende Schlacken, Aschen und Gase zyklisch, bis über 100m hoch in die Luft geschleudert, während am unteren Spaltenrand glühende Lava rasch talwärts fliesst.

Diese explosive Phase ist meist von relativ kurzer Dauer und währt oft nur Stunden oder Tage. Mit dem Nachlassen der Explosionen beginnt die „Effusive Phase“, bei der sich ein stetiger Lavastrom ruhig aus der Spalte für Wochen oder Monate die Bergflanken hinab schlängelt und die alten, mit Flechten überwucherten Lavasträhnen, mit neuer feuriger Glut überdeckt.

Es sind die scheinbaren Ruhezeiten des Ätna, wenn der Berg nicht dampft und raucht, in denen die Anwohner beunruhigter sind als sonst und deswegen auf die kleinsten Veränderungen und mögliche Vorboten achten.

Die Bewohner im Umfeld haben zum Ätna oft ein zwiespältiges Verhältnis, gemischt aus Bewunderung und Misstrauen. Einerseits hält der Vulkan mit der verwitternden Lava äusserst fruchtbaren, ergiebigen Boden bereit, andererseits kann er aber auch mit verheerenden Erdbeben und feuriger Lava viele Existenzen bedrohen. Ein Erdbeben zum Beispiel mit seiner grossen Zerstörungskraft kündigt sich nicht an, ist grossflächig, unmittelbar und dauert nur Sekunden, man kann nur sehr wenig, eigentlich nichts dagegen tun, Schicksal.

Wissenschaftler messen, mit über dem Berg verteilten Sonden und Messgeräten, die seismische Aktivität, Deformierung, Temperaturen sowie Gaszusammensetzung und versuchen mit Schallwellen Magma Kammern im Inneren zu orten.


                                                     


Ätna Magmen stammen aus 70 – 120km Tiefe. Das Magma besteht in der Tiefe, entsprechend dem hohen statischen Druck, aus einer homogenen Schmelze, in der Gase vollkommen gelöst und ziemlich gleichmäßig verteilt sind. Beim Aufstieg des Magmas im Schlot nimmt der Druck jedoch stetig ab und es bilden sich in der Schmelze Gasblasen, die grösser werden und immer schneller zur Oberfläche aufsteigen. An der Oberfläche zerplatzen diese Blasen explosiv, wobei sie Magma und geschmolzenes Gestein mitreißen. Eine Eruption!

Die Aktivität des Ätna verändert sich mit dem Stand der Magmasäule im Schlot. Bei niedrigem Magmastand sind nur Dampfschwaden zu erkennen, die aus den Gipfelkratern aufsteigen. Bei hohem Magmastand dagegen, kommt es zum Auswurf von Laven, Schlacken und Aschen über den Kraterrand hinaus.

Durch Spalten und Bruchstellen dringt aber auch Schmelze seitlich in die Bergflanken ein und entspannt explosionsartig beim Austritt zur Atmosphäre, eine der häufigen Flankeneruptionen. Mit dem Austritt von Lava fällt das Niveau der Magmasäule im Schlot wieder ab und mit der stetigen Entgasung findet dann auch der Ausbruch letztlich sein Ende.

In vorgeschichtlicher Zeit und den vergangenen Jahrhunderten gab es grosse Ausbrüche, Erdbeben und Verwüstungen am Ätna, bei denen sehr wohl Menschen ihr Leben verloren und Ortschaften komplett verschüttet wurden. Beim grossen Ausbruch von 1669, als die Stadt Malpasso und Teile Catanias zerstört wurden schätzt man die geförderte Lavamenge auf 1,5 Milliarden Kubikmeter.  Norbert Fischer  Etna