N O R B E R T   F I S C H E R


   Arktische Inseln mit spitzen Bergen


Der Archipel Svalbard, mit über 400 Inseln befindet sich zwischen 74° und 81° nördlicher Breite, am Rande der Arktis. Seit 1925 untersteht die Inselgruppe, nach der Ratifizierung des Spitzbergenvertrages, norwegischer Verwaltung. Die Hauptinsel Spitzbergen ist ist die größte Insel des gesamten Archipels und auch das Zentrum menschlicher Aktivitäten. Die Hauptstadt Longyearbyen mit ca. 2080 Einwohnern liegt am Isfjord, der dank des Golfstromes meist ganzjährig eisfrei bleibt, während die anderen Landesteile in den Wintermonaten regelmässig vom Packeis eingeschlossen werden.

In den Siedlungen Pyramiden und Barentsburg wird in geringem Umfang heute noch Kohle gefördert und im weiter nördlich gelegenen Ny Olesund betreiben einige Nationen und private Organisationen Polarforschung.

Die dokumentierte Geschichte der Inselgruppe beginnt mit der Entdeckung durch Wilhelm Barents, einem niederländischen Seefahrer, der 1596 in den Gewässern des Archipels segelte und den großen Populationen von Meeressäugern nachstellte. Nach der Entdeckung Svalbards wurden durch zahlreiche nordeuropäische Nationen Walfangexpeditionen in die Gewässer Svalbards entsandt, um die begehrten Tiere der Region zu erlegen und sie vor Ort in großem Massstab zu verarbeiten. So kam es, dass nach einigen Jahren  intensiver Ausbeutung die legendären Bestände an Walen und Walrossen so weit dezimiert waren, dass das Interesse an Spitzbergen abebbte.


           


Nachdem der Walfang Boom jäh endete geriet Svalbard wieder aus dem Focus des kommerziellen Interessens und schnell in Vergessenheit. Das änderte sich aber Anfang des 20. Jahrhunderts wieder, als man große Kohlevorkommen auf Spitzbergen entdeckte, die selbst bis heute noch ausgebeutet werden. Der gewaltige Energiehunger der aufstrebenden Industrienationen verlangte nun nach immer mehr fossilen Brennstoffen, so dass selbst in den arktischen Regionen der Run auf die Spitzbergen Kohle begann.

Die uns recht merkwürdig erscheinenden Kohlevorkommen in der Arktis resultieren aus vergangenen Jahrmillionen Erdgeschichte und der Plattentektonik. In der Zeit des Karbon, vor ca. 350 Mio. Jahren, lagen diese Inseln in den tropischen Breiten unseres Planeten Erde, mit umfangreichen Beständen an Flora und Fauna. Während dieser Periode lagerten sich große Mengen pflanzlichen Kohlenstoffs in gebundener Form ab und reisten mit der Kontinentaldrift in die heute arktischen Breiten. Der gigantische Pflanzenwuchs aus der Zeit des Karbon bildet letztendlich die Grundlage für die reichhaltigen Kohlevorkommen in der Arktis.


                                   


Es wird heute nur noch wenig Kohle gefördert auf Spitzbergen, zu aufwändig und kostenintensiv ist es geworden, den arktischen Böden den schwarzen Brennstoff zu entreissen. Das moderne Ölzeitalter hat die Kohle abgelöst und die Kohlegruben Spitzbergens, mit den weitläufigen Förderanlagen und Transporteinrichtungen verfallen äusserst langsam im arktischen Klima.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlangte Spitzbergen weitere Aufmerksamkeit und füllte die Schlagzeilen der globalen Presse. Spitzbergen war der Ausgangspunkt für viele Expeditionen zur Erkundung des Nordpols. Von Ny Olesund starteten die Expeditionen von Umberto Nobile, Roald Amundsen, Richard E. Byrd  und anderen Wagemutigen, die den Wettlauf zum Nordpol auf ihre Fahnen geschrieben hatten.  

Heute ist es wieder ruhiger geworden um den Archipel Svalbard, einzig der Tourismus in dieser nun weitgehend geschützten Landschaft hat an wirtschaftlicher Bedeutung zugenommen. Im arktischen Sommer, zwischen dem 20. April und dem 26. August geht die Sonne auf Spitzbergen nicht unter und man kann sich in der Nacht, die ja gar keine ist an windstillen Tagen, durchaus gemütlich sonnen. Das ist dann auch die Zeit der Schiffe mit Eisklassifizierung, die es erlauben, die Fjorde zu befahren und bis ins Packeis vorzudringen. Eine wunderbare Gelegenheit, die Schönheit der Arktis im Einvernehmen mit der Natur, zu erleben.

Das Packeis der Arktis ist zudem der natürliche Lebensraum der Polarbären, von denen im Archipel Svalbard etwa 3500 auf den treibenden Eisschollen umherstreifen und nach Robben jagen. Die mächtigen und imposanten Polarbären sind allerdings heutzutage sehr bedroht, da ihr Lebensraum, das Packeis durch die globale Erderwärmung, ständig kleiner wird. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Populationen im gesamten nördlichen Eismeer stabilisieren und die Polarbären mit den fortschreitenden Klimaveränderungen zurecht kommen. Es ist jederzeit möglich, Polarbären auch an Land anzutreffen, außerhalb ihrer eigentlichen Jagdgebiete. Besondere Vorsicht vor einem der kräftigsten Raubtiere ist deshalb in der Arktis immer geboten.

Norbert Fischer • Arktis