N O R B E R T   F I S C H E R


Die Eruption


Einer der heftigsten Vulkanausbrüche der letzten hundert Jahre ereignete sich am 18. Mai 1980 an der Westküste der Vereinigten Staaten von Amerika. Es war der Ausbruch des Mt. St. Helens, dabei wurden 2,7 Kubikkilometer vulkanisches Material ausgeworfen und die umliegende Landschaft total umgestaltet.

Die große Eruption kam nicht unerwartet, nachdem in den Monaten zuvor die seismische  Aktivität am Vulkan zunahm und sich die Nordflanke des Berges bis April um etwa 100 m aufgewölbt hatte. Geologen und zahlreiche Naturwissenschaftler beobachteten den Berg stetig, denn alle Experten waren sich einig, dass ein Ausbruch sehr wahrscheinlich sein wird. Zufahrtsstraßen wurden gesperrt nachdem kleinere Wasserdampferuptionen im Gipfelbereich stattfanden und eine Gefahrenzone mit einem Radius 30 km um den Berg eingerichtet. Als es dann aber am 18. Mai um 08:32 zur ersten gewaltigen Explosion kam, war man jedoch über die Heftigkeit und das Ausmaß der Eruption höchst überrascht.



Der Auslöser der Eruption war ein Erdbeben der Stärke 5,1 in den Morgenstunden des 18. Mai. Durch die Erschütterungen wurde die in den Wochen zuvor stark aufgewölbte Nordflanke instabil und rutschte talwärts. Die gesamte Bergflanke auf der Nordseite löste sich und glitt in wenigen Sekunden in Richtung Spirit Lake. Damit fehlte die Belastung auf der Magmakammer im Innern des Berges, die Druckverhältnisse gerieten aus dem Gleichgewicht und die Eruption nahm ihren Lauf. Die unter hohem Druck stehende Magmakammer entlud sich in einer heftigen Explosionskette mit gewaltigen Asche- und Gaswolken, seitlich aus der freigelegten Nordflanke des Mt. St Helens.


                                      


Die laterale Eruptionswolke aus Asche, Wasserdampf und Gesteinstrümmer fegte mit Überschallgeschwindigkeit über die Bergrücken auf der Nordseite und zerstörte auf 600 km² alles bis in einer Entfernung von 24 km vom Entstehungsort.

Das Wasser aus dem Spirit Lake sowie schmelzende Eis- und Schneefelder ließen die Flussarme des Toutle River zu reißenden Schlammströmen anschwellen, deren Flutwellen befrachtet mit unzähligen entwurzelten und umgeknickten  Bäumen die Siedlungen im Unterlauf bedrohten. Gleichzeitig ergossen sich 300-400°C heiße pyroklastische Ströme aus dem neuen Krater auf der Nordseite. Beladen mit Bimsstein und Asche fegten sie mit bis zu 100 km/h talwärts und bedeckten das bereits verwüstete Land mit einer teilweise mehrere Meter dicken heißen Staubschicht.

Nach der Eruption war der Mt. St. Helens und seine Umgebung nicht wiederzuerkennen, er  hatte seinen Gipfel verloren und es gab keinen Wald mehr, nur noch graue Wüste. Der Berg hatte 400 m von seiner ursprünglichen Höhe von 2950 m eingebüßt und an Stelle des ursprünglichen Gipfels klaffte ein 1,5 km breiter und 700 m tiefer Krater mit jetzt noch 2550 m Höhe.

Das Naturereignis forderte sehr wahrscheinlich 62 Menschenleben. Hauptsächlich Anwohner, Wissenschaftler und Touristen. Von einigen Personen fehlt bis heute jede Spur, sie wurden niemals gefunden.

Die Ausbruchsserie dauerte bis zum Oktober 1980, bevor eine Beruhigung eintrat. Heute, mehr als 25 Jahre später ist der Berg immer noch aktiv, ein neuer Lavadom wächst langsam, aber stetig im Gipfelkrater und die Natur erholt sich allmählich von der Katastrophe. Norbert Fischer • Mount St. Helens