N O R B E R T   F I S C H E R


Rituale und Magie


Vanuatu, eine vulkanische Inselgruppe im Südwestpazifik, erstreckt sich über 1200km zwischen den Salomonen und Neukaledonien. Die 83 Inseln sind Teil des „Pazifischen Feuerrings“ und gehören geografisch zu Melanesien. Der Archipel ist eine geologisch sehr instabile Region mit häufigen Erdbeben und stetiger vulkanischer Aktivität, denn die Inseln befinden sich in den Randbereichen der Pazifischen- und Australischen Erdplatten. Die Entstehung dieser Inseln ist auf tektonische Veränderungen der Erdkruste zurückzuführen, die Subduktion. Es  schiebt sich an dieser Stelle langsam die Australische Kontinentalplatte unter die Pazifische Platte und taucht in den oberen Erdmantel ab. Die dabei aufgeschmolzene Erdkruste drängt wieder nach oben an die Erdoberfläche und lässt in eruptiven Phasen Vulkaninseln entstehen.


 

                                                   


Auf der Insel Tanna, im Süden des Vanuatu Archipels, ist der daueraktive Vulkan Yasur tätig. Kapitän James Cook landete 1774 während seiner zweiten Pazifik Expedition in Tanna, um den Vulkan zu erkunden. Ein Aufstieg wurde ihm jedoch verwehrt, da für die Insulaner der Feuerberg ein Sitz der Götter war und somit eine Tabuzone, die niemand betreten durfte. Auf Tanna leben heute ca. 15000 Menschen in Nachbarschaft zu dem aktiven Vulkan und betreiben vorwiegend Landwirtschaft auf fruchtbaren Böden. Angebaut werden hauptsächlich Taro, Yam, Manjok, Bananen, Süsskartoffeln und Kokospalmen. Der Yasur ist meist strombolianisch aktiv und mit nur 361m Höhe leicht zu besteigen.


                                    


Ambrym, im nördlicheren Teil des Archipels gelegen, ist die Insel der Zauberer und der Schwarzen Magie, sowie eines 1270m hohen Vulkankomplexes mit den Gipfelkratern Mt. Marum und Mt. Benbow. Die beiden Krater liegen in einer grossen Kaldera mit ca. 12km Durchmesser und werden aus dem Erdmantel mit aufsteigendem Magma gespeist, so dass zeitweise ein bis zwei Lavaseen aktiv sind. Die aus den Kratern aufsteigenden vulkanischen Gase und Dämpfe führen in der Regenzeit häufig zur Bildung von „Saurem Regen“, der immer wieder Anpflanzungen und Feldfrüchte zerstört.

Custom Chiefs in den kleinen Siedlungen wachen über das Gemeinwesen, das Brauchtum und die Einhaltung der Traditionen. Sie sind Gesetzeshüter, kennen sich aus mit der Magie, regeln Gebote und sprechen Tabus aus. Die Chiefs überwachen sämtliche Zeremonien, veranstalten und organisieren den Zauber zur Beschwörung von Geistern und Dämonen, damit Krankheiten und Missernten ausbleiben. Auf ihren Zeremonienplätzen stampfen und tanzen zu bestimmten Ritualen ausschliesslich Männer mit lauten kehligen Gesängen im Rhythmus der Tam-Tam Trommler. Einer der festlichen Höhepunkte ist der jährlich im August statt findende ROM-Dance. Völlig verkleidete Tanzgruppen mit individuell angefertigten Masken und Kostümen aus Pflanzenfasern ziehen, von den Chiefs angeführt mit lautem Gesang und begleitet von Trommelrhytmen, in die Siedlung und sammeln sich zum grossen Tanz auf dem Festplatz.  Norbert Fischer  Vanuatu